Träume Trance und Tod
Abstracts der Vorträge        Fotos vom Treffen

Vom 25. bis 27. August fand in Reinhausen bei Göttingen das Jahrestreffen der deutschen Gruppe des SMN statt. Auf der Tagesordnung stand das Thema Träume, Trance und Tod. Kompetenz für dieses Thema gab es genug, und so waren wieder spannende Vorträge und Diskussionen zu hören, über die im Folgenden kurz berichtet wird. Wer nähere Informationen haben möchte, wende sich an die Kontaktadresse der deutschen Gruppe.

Andreas Reinmuth, ein in den USA ausgebildeter und in Deutschland praktizierender Schamane berichtete über die Rolle von Träumen im Schamanismus. Nach einer Einführung in das Verbindende der weltweit in den verschiedensten Kulturen und Kontinenten exisiterenden schamanistischen Tradition sprach Reinmuth über die Rolle von Träumen. Am Anfang war die Traumzeit, aus der allen entstanden ist. Aus diesem Grund ist der Traum im Schamanismus ein zentraler Begriff. Aber auf das Individuum bezogen ging Reinmuth auf die verschiedenen Arten von Träumen ein: Verarbeitungsträume sind die häufigsten, luzide Träume kommen weniger häufig vor. Letztere sind dreidimensional und man kann sie beeinflussen. Des Weiteren gibt es gesteuerte oder ungesteuerte Tagträume und gesteuerte Traumreisen. Auch außerkörperliche Erfahrungen können im weiteren Sinn zu den Träumen gerechnet werden. Insgesamt gibt es ein breites Band von Übergängen zwischen dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein. Im Schamanismus wird die Traumdeutung kritisch gesehen, da Symbole oft nicht eindeutig interpretiert werden können. Aber im Schamanismus schreibt man Träumen eine formbildende Wirkung durch Beeinflussung der kosmischen Matrix zu.

Heike Koch ging in ihrem Vortrag unter zum Thema Astralprojektion näher auf außerkörperliche Erfahrungen ein. Sie stellte die Frage, ob es nur den physischen Körper oder mehr gibt. Im Zentrum des Beitrages standen die Erfahrungsberichte von Robert Allan Monroe (1915-1995), der nach einer ungewollten außerkörperlichen Erfahrung dieses Phänomen systematisch untersucht hat. Die außerkörperliche Welt ist verschwommener als die reale. Aber in dieser Welt scheint es möglich zu sein, sich mit anderen „Geistern“ zu unterhalten. In diesem Zustand kommen auch alle unterdrückten Emotionen stärker hervor. 15-35 % der Erwachsenen hatten schon einmal eine außerkörperliche Erfahrung und auch eine kurze Umfrage unter den Teilnehmern des Treffens bestätigte dies. Monroe entwickelte eine Methode (HemiSync), mit der Erfahrungen, ähnlich der außerkörperlichen, mittels Wellen, die ins Ohr eingespielt werden, ausgelöst werden können. Koch selber hat das probiert, damit aber keine guten Erfahrungen gemacht. Sie stellte sich und den TeilnehmerInnen die Frage, ob es sich bei den außerkörperlichen Erfahrungen nur um Fehler im Gehirn handelt oder mehr, den die Stimulierung des Gyrus angularis im Gehirn kann außerkörperliche Erlebnisse auslösen.

Das Thema Trance und Medialität wurde von dem renommierten Forscher Eberhard Bauer behandelt, der am weltweit bekannten Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V. in Freiburg arbeitet. Nach einer Einführung in das 1950 von Dr. Hans Bender gegründete Institut, an dem heute 30 WissenschaftlerInnen forschen, referierte er über die Geschichte des Mediumismus und wissenschaftlichen Okkultismus. Am Beispiel von Albert Freiherr von Schrenk-Notzing stellte Bauer dar, mit welcher Seriosität und Akribie bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhundert an diesem Thema geforscht wurde. Schrenck-Notzing erforschte über mehrere Jahre die mediumistischen Fähigkeiten zweier jugendlicher Brüder aus Bayern, Willy und Rudi Schneider. Heute muten die sehr gut dokumentierten Sitzungen, die meist unter Beteiligung einer Reihen von Zuschauern im Dunkel oder Halbdunkel stattfanden zwar zum Teil belustigend an, waren aber nichtsdestotrotz hochwissenschaftlich konzipiert. Bauer zeigte Originalfotografien von den Sitzungen. Meist kam es bei den Medien nach einiger Zeit zu einer Hechelatmung und dann zu einer gespaltenen Persönlichkeit, in der das Medium mit einer Frauenstimme sprach. Es traten im Weiteren Phänomene der Telekinese auf, bei der gezielt Gegenstände im Raum bewegt wurden und es gab die Erscheinung der Bildung von Ektoplasma, also neu entstandener Materie, die aber sehr schnell unter Lichteinwirkung auch wieder verschwand. All diese Phänomene wurden, wie bereits gesagt, sehr gut dokumentiert und belegt und Bauer selber, der sich als ein sehr kritisch hinterfragender Wissenschaftler herausstellte, ließ keinen Zweifel zu, dass es diese Phänomene gab, konnte aber selber keine abschließende naturwissenschaftliche Erklärung liefern.

Mögliche Erklärungen wurden aber in Vorträgen von Frank Lotzkat und Stephan Krall angeboten. Während Lotzkat allen übersinnlichen Phänomenen eher kritisch gegenüberstand und versuchte so weit als möglich materialistische Erklärungen anzubieten, vor allem Reaktionen im Gehirn, ging Krall auf neue Erklärungsmöglichkeiten ein. Dabei wurde die Monadenlehre von Leibnitz (1646-1716) kurz gestreift und der eher philosophisch angelegte Neovitalismus von Hans Driesch (1867-1941), Biologe und Professor in Leipzig. Leibnitz Monaden sind kleinste Einheiten unterhalb der Ebene von Atomen, die überall im Universum vorhanden und miteinander verbunden sind, und über die raum- und zeitlos Informationen ausgetauscht werden können. Man könnte sie etwas vergröbert mit dem Plackschen Wirkungsquantum oder dem Ur von Carl Friedrich von Weizsäcker vergleichen. Der Vitalismus geht von einem Konzept aus, das ein Lebensprinzip in den Mittelpunkt stellt, welches aber keinen chemisch-physikalisch Charakter hat. Ein Seelenfeld wäre nach Driesch u. a. für telepathische Phänomene verantwortlich. Eine quantenphysikalische Theorie und mögliche Erklärung ist die implizite Ordnung von David Bohm (1917-1992), eines Schülers von Einstein. Demnach gibt es ein Quantenpotenzial, ein zusätzliches Feld mit einem eigenen Teilchen. Dieses Quantenfeld ist ein „Führungsfeld“, ein Begriff Einsteins, und enthält und verbindet in einer eingerollten Dimension alle möglichen Informationen und ist die eigentliche Realität hinter unserer. Der bekannte Forscher Rupert Sheldrake (*1942) entwickelte seine eigene Theorie der morphischen Felder, die u. a. der impliziten Ordnung Bohms und anderen quantenphysikalischen Theorien (Quantenvakuum) nahe steht. Sheldrake lässt es aber bis heute offen, ob es sich nicht doch um ein neues Wirkprinzip handelt. Die morphischen Felder verbinden ebenfalls Dinge raum- und zeitlos und sind für übersinnliche Phänomene verantwortlich.

Am Sonntag widmeten wir uns dem Thema Tod. Ulrich Kramer berichtete über Erfahrung aus seiner Praxis als Psychologe und was er in Sitzungen mit seinen Klienten über die Situation nach dem Sterben erfahren hat. Eigentlich, so Kramer, sollten wir nach der Theorie der Wiedergeburt doch wissen, was nach dem Tod geschieht. Dies ist aber meist nicht der Fall. Er berichtete von Erfahrungen, dass sich Tote nach ihrem Ableben von außen sehen, herum wandern, Verwandte besuchen und zum Teil sogar wahrgenommen werden können. Sie fühlen sich, als ob sie 25 bis 30 km über der Erdoberfläche schweben.Die Reinkarnation kann sehr schnell gehen oder lange dauern und nur wenige Menschen, meist solche, die spirituelle Erfahrung haben, können diese bewusst erleben.

Gabriele Merz versuchte in ihrem Beitrag klarzumachen, dass wir uns in unserem Kulturkreis von dem Wort Tod distanzieren und es sprachlich zu vermeiden versuchen, was unser Verhältnis zum Tod am besten ausdrückt. In vielen Kulturen hat es demgegenüber einen eigenen Gott oder eine Wesenheit gegeben, die beim Sterben geholfen hat. Der Tod wurde als zum Leben gehörend betrachtet. Reinkarnationstheorien wurden als Möglichkeit gesehen, die Ungerechtigkeit dieser Welt zu verstehen.

In unserer heutigen Kultur haben wir Schwierigkeiten mit dem Tod und dem Loslassen, obwohl wir jeden Tag „kleine Tode“ sterben z. B. beim Ausatmen oder Einschlafen. Wir sollten den Tod als zum Leben gehörig betrachten. Denn eins ist sicher, dass wir sterben!

Im letzten Beitrag der Tagung sprach Ron Engert über Tod und Wiedergeburt in der Bhagavad-gita. Die Seele ist unzerstörbar, für sie gibt es weder Geburt noch Tod. Sie wandert von der Jugend zum Alter und in ähnlicher Weise auch in andere Körper; alte Körper werden aufgegeben und neue angenommen. Woran man im Moment des Sterbens denkt, dorthin geht die Seele. Wer in diesem Moment an Krishna denke, geht auch sofort in sein Reich ein. Man wird aber im Moment des Todes dran denken, womit man sich im Leben am meisten beschäftigt hat. Wenn eine Seele von einem Körper in einen andern wandert, gehen ihre Grundströmungen dort auch wieder mit ein. Am Ende der Wanderungen enden die Reinkarnationen, aber die Seele bleibt bestehen und lebt weiter in Krishnas Reich.

Das Treffen wurde diesmal abgerundet durch zwei alternative Abendveranstaltungen am Samstag. Die eine war die Vorführung einer DVD mit einem Interview von Rupert Sheldrake, das Peter Fenwick, der Präsident des SMN, im vergangenen Jahr geführt hat. In dem Interview erläutert Sheldrake den aktuellen Stand seine Theorie der morphischen Felder und nimmt Bezug auf übersinnliche Phänomene. Die zweite Veranstaltung drehte sich um das Tao des Salsa und bestand aus einen Vortrag von Karen Neumann über ihre Diplomarbeit zur Faszination des Salza-Tanzes, die viele Menschen auch außerhalb Südamerikas ergriffen hat. Im Anschluss gab es dann für alle Interessierten eine Einführung in Salsa und andere lateinamerikanische Tänze, die in einem fröhlichen Abend endeten.

In einer abschließenden Runde am Ende der Tagung unterhielten wir uns über mögliche Themen für das nächste Treffen und fanden die Fragen, „was ist Zeit“ und „wie funktioniert Evolution“ spannend. Wahrscheinlich werden dies die Themen für unser kommendes Treffen im Frühling 2007 sein. Näheres in Kürze auf unserer Webseite.